Am 8. April 1998 um 07.00 Uhr meldeten die Ingenieure der ESA-Bodenstation in Villafranca bei Madrid, daß das ISO-Teleskop und seine Instrumente die vorgeschriebene Betriebstemperatur nahe dem absoluten Nullpunkt zu überschreiten begannen und sich zunehmend erwärmten. Dies war das Zeichen, daß ISO seinen Vorrat an superflüssigem Helium, dem Kühlmittel zur Erzielung der für die Infrarotastronomie notwendigen sehr niedrigen Temperaturen, erschöpft hat.
Die Beobachtungen wurden um 23.07 Uhr eingestellt, als die Temperatur der Instrumente auf Werte oberhalb – 269° C angestiegen war. Zu diesem Zeitpunkt beobachtete ISO gerade mit der ISO-Kamera die Galaxie NGC 1808 für Prof. J. Hough (GB). Die Astronomen übergaben ISO dann dem Ingenieurteam, das mit den abschließenden Tests und der Außerbetriebnahme des Observatoriums betraut ist. Das Raumfluggerät soll in etwa 28 Tagen endgültig abgeschaltet werden.
Da Infrarotstrahlen von kühlen Stellen des Universums ausgesandt werden, wäre ISO durch seine eigene Wärme geblendet worden, hätte man sein optisches System nicht auf Tiefsttemperaturen abgekühlt. Bei seinem Start im November 1995 führte ISO einen Vorrat von 2000 l superflüssigem Helium mit, dessen Siedetemperatur bei – 271°C liegt. Durch das langsame Verdampfen des Heliums wurde das optische System auf der erforderlichen Temperatur gehalten.
Wie hat nun ISO seine unerwartet lange Betriebsdauer erreicht? Drei Monate sind auf die bei der Berechnung der Helium-Verdampfungsrate einkalkulierte Sicherheitsmarge zurückzuführen. Weitere zwei Monate sind günstigen Umständen bei der Startkampagne in Kourou (Französisch-Guayana) zu verdanken: Während einer technischen Überprüfung der Trägerrakete Ariane 44P nutzten die ISO-Ingenieure die Gelegenheit, um Helium nachzutanken, und der rasch danach erfolgte Start ließ den äußeren Teilen des ISO-Kühlsystems keine Zeit, sich im tropischen Klima von Kourou aufzuwärmen.
Im übrigen stellte sich heraus, daß der tägliche Helium-Verlust 17% niedriger war als erwartet und am unteren Ende der von den Ingenieuren für möglich gehaltenen Spanne lag. Dies hat ISO schätzungsweise fünf weitere Betriebsmonate beschert.
Der Zeitpunkt, zu dem der Heliumvorrat tatsächlich zur Neige gehen würde, war aber noch ungewiß, weshalb die Astronomen und Ingenieure in den letzten Wochen schon mit der Möglichkeit seiner Erschöpfung rechneten. Die erheblich längere Lebensdauer ist aber nur einer der Gründe, warum die Astronomen für die beim Entwurf und Betrieb von ISO geleistete ausgezeichnete Arbeit so dankbar sind. Die Ausrichtgenauigkeit des ISO-Teleskops war zehnmal besser als vorgeschrieben, und seine Bildinstabilität (Jitter) betrug ein Fünftel des zulässigen Werts. Sein gut geplanter, reibungsloser Betrieb konnte täglich mit Hilfe einer amerikanischen Bodenstation, die die ESA-Station in Villafranca ergänzte, verlängert werden. ISO hat während 90 bis 95% der verfügbaren Zeit ausgewählte Ziele am Himmel beobachtet.
Selbst zwischen den geplanten Beobachtungen wurden im Rahmen eines „Gelegenheitsprogramms" kühle Objekte mit dem ISOPHOT-Instrument kartiert, während ISO von einem Ziel zum anderen schwenkte.
Obwohl die ISO-Beobachtungen nun abgeschlossen sind, werden die Astronomen noch Jahre lang mit ihrer Auswertung beschäftigt sein; dabei werden sie durch ein Team von Missionsexperten unterstützt, die bis zum Jahr 2001 in Villafranca und anderen Zentren in aller Welt weiterarbeiten werden.
Der Wissenschaftsdirektor der ESA, Roger Bonnet, sagt zum Abschluß der ISO-Beobachtungsphase:
„Wir haben immer gewußt, daß der ISO-Heliumvorrat eines Tages zu Ende gehen würde, und wir können dankbar sein, daß er so lange gereicht hat. Das ist ein Grund zum Feiern, nicht zur Trauer, und ich beglückwünsche das Personal in Villafranca, im ESTEC und im ESOC, die das Raumfluggerät so effizient betrieben haben, wie auch die europäische Industrie, die ausgezeichnete Entwicklungsarbeit geleistet hat, und unsere Wissenschaftler, die hervorragende Instrumente gebaut haben. Ich wünsche den europäischen Astronomen und ihren Kollegen aus den USA und Japan, daß sie die mit ISO gesammelten Daten nun voll auswerten können."
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