Die Satellitenlotsen in der ESA-Bodenstation in Villafranca bei Madrid waren Zeugen der Beendigung des Satellitenbetriebs, brauchten dazu aber keinen „roten Knopf" zu betätigen, weil die entsprechenden Befehle schon vorher in den Bordcomputer eingegeben worden waren.
Der letzte Monat vor der Abschaltung wurde dazu genutzt, um möglichst viele technische Daten zu sammeln. Verschiedene Software- und Hardwaresysteme, die wegen des einwandfreien Funktionierens des Satelliten nicht zum Einsatz gekommen waren, wurden eingehenden Tests unterzogen. Die Ergebnisse dieser Tests werden künftigen ESA-Missionen wie XMM und Integral, die die gleichen Sternsensoren und andere Komponenten verwenden, zugute kommen.
Zu guter Letzt hat ISO den Astronomen noch ein Abschiedsgeschenk gemacht. Einige Detektoren im Kurzwellenspektrometer (SWS), eines der vier Bordinstrumente, waren auch nach der Erschöpfung des Heliumvorrats noch verwendungsfähig. Deshalb war ein besonderes Meßprogramm vorbereitet worden, das in den Abständen zwischen den technischen Tests durchgeführt wurde. Rund 150 zusätzliche Stunden wurden genutzt, um fast 300 Sterne bei Wellenlängen zwischen 2.4 und 4 Mikron zu messen, was den Astronomen eine genaue spektrale Klassifizierung ermöglichte.
ISO hat bis zum Ende für wissenschaftliche Überraschungen gesorgt. Sozusagen im „letzten Licht" wurden mit dem Kurzwellenspektrometer SWS kurz vor Mitternacht am 10. Mai die Emissionslinien des Wasserstoffs in einem heißen Überriesen-Stern (Eta Canis Maioris) beobachtet. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, daß dieser bisher als gewöhnlich betrachtete Stern wahrscheinlich von einer Materiescheibe umgeben ist.
Zur Abschaltung des Satelliten sagt der Wissenschaftsdirektor der ESA, Roger Bonnet: „ISO hat uns den ersten klaren Einblick in das Universum im Infrarotlicht beschert. Wir haben nun alle Hände voll zu tun, um die mit ISO gemachten spektakulären Entdeckungen auszuwerten. Natürlich wird uns ISO sehr fehlen – neue Antworten haben stets neue Fragen und den Wunsch nach mehr Wissen zur Folge. Deshalb arbeitet die ESA bereits an einem Nachfolger für ISO, dem für das ferne Infrarot und den Submillimeterbereich konzipierten Weltraumteleskop FIRST."
ISO hat mit seinen Entdeckungen, die ein völlig neues Bild des Universums enthüllen, die Infrarot-Astronomie revolutioniert. In den Monaten und Jahren nach der Abschaltung von ISO, in denen die Astronomen den reichen Datenschatz sichten, ist noch mit einer Vielzahl faszinierender Erkenntnisse zu rechnen.
ANMERKUNG
ISO wurde im November 1995 vom Raumflughafen Europas in Französisch-Guayana aus mit einer Ariane-Rakete des Typs 44 P gestartet. Als bisher einmaliges Observatorium für Infrarot-Astronomie, das kühle und verborgene Stellen des Universums erforschte, hat ISO über 26 000 erfolgreiche Beobachtungen angestellt. Sein Vorrat an superflüssigem Helium, mit dem das Teleskop und seine Instrumente auf eine Temperatur nahe dem absoluten Nullpunkt abgekühlt wurde, reichte um rund 30% länger aus als erwartet und ging schließlich am 8. April 1998 zur Neige (siehe ESA-Presseinformation Nr. 11-98 vom 9. April).
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ISO-Projektwissenschaftler Dr. Martin Kessler
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ISO-Betriebsleiter Jürgen Faelker
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ISO im Internet:
Weitere Informationen über ISO und seine Ergebnisse sowie Bildmaterial können unter der WWW Adresse abgerufen werden.